Patanjali ist den meisten Yogis ein Begriff. Bekannt ist er als der „indische Gelehrte, der das Yoga Sutra verfasste“.
Auch das Yoga Sutra selbst ist wohlbekannt. Diese knapp 200 Verse, die die Essenz des Yogas beschreiben, und von denen einige besonders bekannt sind. So zum Beispiel das ’sthira sukham asanam‘ (‚Die Körperhaltung sollte stabil und angenehm sein.‘).


Das Yoga Sutra stellt eine Art Leitfaden für Yoga dar… deshalb auch ‚sutra‘, denn das bedeutet übersetzt ‚Faden‘.
Doch kaum jemand kennt die Legende, die sich um den Verfasser selbst, Patanjali, rankt… oder!?
Lasst sie mich Euch erzählen :-)

Die Legende

Es war einmal vor langer Zeit. Vishnu hatte sich gerade auf der Weltenschlange Shesha niedergelassen. Dort ruhend beobachtete er den tanzenden Shiva. Vishnu war derart angetan von dem Tanz, dass sein ganzer Körper zu vibrieren begann. Zu Shesha‘s Missfallen, denn so wurde Vishnu’s Körper schwerer und schwerer, sodass es Shesha schließlich schwerfiel, überhaupt noch Luft zu bekommen.
Als der Shiva’s Tanz schließlich vorbei war, wurde Vishnu’s Körper sogleich wieder leichter.

Shesha war erstaunt über diese außerordentlich bemerkenswerte Transformation und fragte Vishnu nach der Ursache derselben. Dieser erklärte, dass durch die Schönheit, Anmut und Herrlichkeit von Shiva’s Tanz, eine gleichartige Vibration in seinem eigenen Körper entstanden sei. Shesha war begeistert und wollte den Tanz ebenfalls erlernen, um Vishnu zu erfreuen.

Vishnu war gerührt. Er versprach Shesha ihn für seine Hingabe eines Tages zu belohnen und gewährte ihm eine Inkarnation, in der er der Menschheit große Dienste erweisen, sowie sich der Perfektion in der Kunst des Tanzes hingeben könne.

Shesha war überwältigt. Voller Vorfreude begann er darüber zu meditieren, wer wohl seine Mutter werden würde.

Zur selben Zeit begab es sich, dass die weise Asketin Gonika – die sich nach einem Schüler sehnte, an den sie ihre Weisheit weitergeben könnte – beschloss, es sei an der Zeit, Surya, den Sonnengott, um einen Sohn zu bitten.
Sie verneigte sich vor der Sonne, nahm Wasser in ihre zu einer Schale geformten Hände, als Gabe für Surya, und sprach: „Oh Herr, mein Wissen kommt von dir… ich bitte dich, schenke mir einen Sohn, an den ich dieses Wissen weitergeben kann.“

Shesha wurde diesem meditativen Gebet gewahr und erkannte, dass er seine Mutter gefunden hatte.

Als Gonika schließlich ihre Hände gen Himmel hob, spürte sie, dass sich in ihren Händen plötzlich etwas bewegte.
Es war eine kleine Schlange, die alsbald Menschengestalt annahm… es war Shesha, der sich vor ihr verneigte und sie bat, ihn als Sohn anzunehmen.

Sie stimmte überglücklich zu und nannte ihren Sohn Patanjali.

Und wieso nun „Patanjali“?

Übersetzt bedeutet ‚pat‘ so viel wie ‚fallen‘, und ‚anjali‘ steht für die zur Ehrerbietung zusammengelegten Hände (man denke an Anjali-Mudra).
Patanjali’s Name ist demnach ein Sinnbild für die Legende, die sich um seine Geburt rankt… Jemand der durch ein Gebet empfangen wurde, bzw. jemanden in die betenden Hände gefallen ist.

 

Was aus Vishnu’s Versprechen gegenüber Shesha wurde, dass dieser sich auch der Perfektion in der Kunst des Tanzes hingeben könne, weiß ich leider nicht.
Aber falls ich es herausfinde, werde ich auf alle Fälle berichten.

Alles Liebe inzwischen

Eure Alex